Utopisches vom Himmelreich im Autokino Aschheim
Der 28. Oktober 2020 ist ein zugiger Herbstabend, doch rund 60 Interessierte versammeln sich in 40 Autos sitzend im Autokino Aschheim für ein Kinoerlebnis der besonderen Art: Auf Einladung von MiA und der Swiss Re Foundation zeigt Peter Ohlendorf den zusammen mit Stefan Ganter gedrehten Dokumentarfilm „Utopisches vom Himmelreich“. Darin begleiten die beiden Filmemacher 10 junge Menschen mit Beeinträchtigung auf ihrem erfolgreichen Weg in den 1. Arbeitsmarkt. Die Akademie Himmelreich startet 2008 ein außergewöhnliches Konzept der Berufsqualifzierung für Jugendliche mit geistiger Beeinträchtigung und die Filmemacher sind ganz nah dran. Sie begleiten die jungen Erwachsenen in den Kursen an der Akademie und schauen ihnen über die Schulter in der praktischen Ausbildung in den Betrieben. Ganz offen berichten die jungen Leute von Konflikten in der Gruppe und wie sie sie überwunden haben. Eine besondere Rolle in dem Konzept spielen die Mentoren – diese begleiten ihre Schützlinge an der Akademie und am Ausbildungsplatz und müssen selbst viel lernen, z.B die Balance zu finden zwischen Eingreifen und Machen-Lassen. Zehn Jahre später, 2018, sieht man die Kursteilnehmer wieder, nicht alle haben es geschafft, im 1. Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Aber diejenigen, die einen festen Arbeitsvertrag haben, sind zufrieden – sie führen ein „normales Leben“, wie einer der Teilnehmer am Schluss des sehenswerten Films feststellt. Das Qualifizierungskonzept der Akademie Himmelreich ist mittlerweile eine im 14. Jahr fest etablierte berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme nahe Freiburg.
Utopisches auch in München?
Eine interessant besetzte Podiumsrunde, moderiert von der BR-Redakteurin Christine Krueger, diskutierte danach noch gut 30 Minuten lebhaft und intensiv über den Film – auf offener Bühne im Autokino, also unter perfekten Coronabedingungen, direkt übertragen auf die Autoradios der Zuschauer. Filmproduzent Peter Ohlendorf, die Betriebsleiterin des inklusiven Restaurants BalanDeli Verena Korzer, Film- und Theaterschauspielerin Luisa Wöllisch, und die erste Vorsitzende von MiA Martina Köhne erörterten die Entwicklung in Sachen Inklusion seit 2008 und Ideen, wie die Umsetzung dieses Modells in München gelingen kann. Luisa berichtete sehr beeindruckend über ihre Erfahrungen im Arbeitsleben als junger Mensch mit Beeinträchtigung und wie sie es geschafft hat, ihren Traum als Schauspielerin zu verwirklichen. Martina Köhne gab am Ende einen Ausblick, wo MiA zum jetzigen Zeitpunkt steht und betonte die Offenheit für eine Zusammenarbeit mit anderen Akteuren. Die Zuschauer konnten sich per Whats App an der Diskussionsrunde beteiligen, was auch rege genutzt wurde. Der Eintritt war frei, die Zuschauer ließen es sich aber nicht nehmen, großzügig zu spenden. Der Betrag wurde von der Swiss Re Foundation verdoppelt. MiA bedankt sich bei allen Beteiligten und Gästen und freut sich auf die weitere Zusammenarbeit mit allen Interessierten.